Noch vor 50 Jahren hat man Asbest in rauhen Mengen verbaut oder war in vielen Produkten sogar alltäglichen Haushaltsprodukten irgendwo eingebaut. Zum damaligen Zeitpunkt war man über die vielen “guten” Eigenschaften von Asbest schier begeistert.

Heute sieht das anders aus. Was haben wir gelernt?

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“Asbest – die schlummernde Gefahr”

Asbest – die schlummernde Gefahr

In der Baubiologie erhalte ich immer wieder Anfragen zum Thema Asbest, vor allem wenn saniert wird; beispielsweise  hat man im Badezimmer Platten gefunden, die an den Bruchstellen faserig aufgebrochen waren; bzw. wenn Radiatoren entsorgt werden, ob man da aufpassen muss oder was man beim Sanieren eines Eternitdaches aus den 60-er bis 80-er Jahren beachten muss und ob da Asbest in den Platten verwendet worden sein könnte?
Was macht man also mit diesen Relikten aus dieser Zeit?

Was ist Asbest?
Asbest ist eigentlich natürlich vorkommende silikatische Mineralfasern, die sich leicht in der Längsachse zu feinsten Fasern aufspalten. Also warum eine schlummernde Gefahr?

Wir unterscheiden 3 Asbestarten – Weißasbest (zu 90% eingesetzt), Blauasbest, Braunasbest.

Asbest hat eine Reihe von Eigenschaften, die man in vielen Produkten benötigt. So besitzt es eine hohe Festigkeit, es ist sehr hitzebeständig und damit nicht brennbar. Asbest ist auch schlecht wärmeleitend und säurebeständig. Wie man an seinen Eigenschaften sehen kann, ist es nahezu unzerstörbar!

Asbestfasern lassen sich spinnen und kämmen, wodurch sie auch in Textilien verarbeitet wurden. Sie können mit Asphalt und Zement vermischt werden und damit ihre Anwendung im Straßenbau fanden.

Wo überall findet man Asbest?
In den 1960er und 1970er Jahren wurden Milliarden Tonnen Asbest verarbeitet:

  • In Privatwohnungen
  • In Schulen und Kindergärten
  • In Behördengebäuden
  • 70% davon wurde für Eternitplatten an Dächern und Fassaden verwendet
  • In über 3.000 verschiedenen Einzelprodukten
  • und damit ist Asbest heute noch immer in vielen Gebäuden vorhanden

Eternit enthielt ca. 15% fest gebundene Asbestfasern, die als unkritisch einzustufen sind, solange sie nicht durch Abrieb oder Bearbeitung in die Luft gelangen.

Spritzasbest (20-30%) enthielt zudem leicht gebundene Asbestfasern, die durch Erschütterung und Verwitterung leicht in die Luft gelangen können. Spritzasbest wurde als Hitzeschutz bei Stahlskelettbauten verwendet, Leichtbauplatten in der DDR bestanden zu 95% aus Asbest.

Verwendung von Asbest: Generell wurde Asbest beispielsweise in Eternitdächern und Fassadenplatten, Anstrich- und Bindemittel, Kitt, Spachtelmasse, Klebstoffen (Bitumenkleber für Bodenbeläge), Dichtungen, Blumenkästen, Fensterbänken, Fußbodenbelägen, aber auch in Abwasser-, Trinkwasser-, Zementrohren und vielem mehr verwendet.

Auch Gegenstände des Alltags wie Brems- und Kupplungsbeläge von Autos, Bügeleisen, Bügelbrettunterlagen, Haartrockner, Isolierpappe zwischen Herd und Kühlschrank, Nachtspeicheröfen können Asbest enthalten.

Die Geschichte der Asbestose
Die Krankheit die durch das Einatmen von Asbest entstehen kann, nennt man Asbestose. Sie wurde bereits 1900 als Krankheit anerkannt. 1943 wurde Lungenkrebs bei Asbestose als Berufskrankheit anerkannt. Seit 1970 wird Asbest in der MAK-Liste als krebserzeugend bewertet.
Seit 1979 ist Spritzasbest verboten!
Seit 1991 ist Eternit asbestfrei!
Ersatzstoffe für Asbest sind bei niederen Temperaturen Glas- und Steinwolle.
Erst seit 1995 gilt ein endgültiges Verbot von Herstellung, Verwendung und Import von asbesthaltigen Produkten in Deutschland.

Leider ist Asbest ist jedoch nur in 30% der WHO-Länder verboten!

Was macht Asbest so gefährlich?
Das Einatmen von Asbestfasern kann verschiedene Lungenkrankheiten hervorrufen, leider jedoch auch Lungen-, Brust- und Bauchfellkrebs. Dazu müssen die Fasern lungengängig sein, also länger als 5µm und dünner als 3µm sein. Es reicht dabei oft schon eine einzige Stossbelastung, um einen Lungenkrebs auszulösen. Dazu kommt noch die Problematik, dass Asbestkrebs erst nach etwa 10-15 Jahren nach der Belastung auftritt, Rauchen verstärkt natürlich das Asbestkrebsrisiko.

Das Vorhandensein von Asbest in Baustoffen kann durch eine Analyse von Materialproben, in der Luft durch Luftprobennahme bzw. in Asbestzementprodukten durch Kontaktklebeproben festgestellt werden.

Die Partikel-, Faser- bzw. Staubkonzentration sollte in Räumen unter dem üblich belasteten Hintergrund im Freien liegen. Asbest sollte in der Raumluft, auf Oberflächen und im Hausstaub gar nicht nachweisbar sein.

Wie bei allen Messungen gibt es in der Baubiologie Richtwerte für eine Höchstbelastung, die beim Menschen noch nicht zu einer Gesundheitsgefährdung führen. Diese Richtwerte liegen zumeist unter den allgemein gültigen Normen, da wir heute wissen, dass nicht jeder Mensch gleich auf Belastungen reagiert, die Gesundheitsgefährdung aber auch schon bei niedrigsten Belastungen gegeben sein kann.

Wie verhalten wir uns bei einer gefundenen Asbestbelastung?
Reinigungs- und Sanierungsarbeiten an allen Asbestverkleidungen, Eternitplatten… sollten unterlassen bzw. Fachfirmen überlassen werden.

Sollte eine Asbestbelastung durch das Hinzuziehen eines (baubiologischen) Messtechnikers aufgrund der im bzw. am Gebäude verbauten Asbestfasern gefunden werden, sind meist sehr aufwendige Sanierungen bis hin zu Abriss notwendig. Asbesthaltige Materialen sind dabei natürlich Sondermüll.

Bei Haushaltsgeräten mit asbestverdächtigen Teilen kann über Typenschild, Herstellerangaben o.ä. der Asbestgehalt geklärt werden. Natürlich sind auch diese dann Sondermüll.

Asbesthaltige Nachtspeicheröfen sollte man immer fachgerecht entsorgen lassen, als Sofortmaßnahme ist das Zukleben der Lüftungsschlitze und Gebläse zu empfehlen und auf jeden Fall nicht einschalten!

Endgültige Maßnahmen für asbesthaltige Materialien bzw. Geräte können sofortiges Entfernen, Beschichten oder zumindest eine räumliche Trennung sein.

Bei Verdacht auf Asbest bitte immer sehr vorsichtig sein und wenn möglich das Baubiologische Institut Österreich oder einen Baubiologen kontaktieren!